Wissen Sie, ein Mensch in meinem Alter verändert sich ja nicht mehr …

Wissen Sie, ein Mensch in meinem Alter verändert sich ja nicht mehr …

Sätze wie diese, hören wir häufiger im Coaching von Menschen, die sich in organisatorischen Veränderungen und/oder beruflichen Konfliktsituationen befinden. Auf die Nachfrage: Was sie da so sicher machen würde? offenbaren sich Glaubenssätze oder auch Erfahrungen, wie schwer es ihnen in der Vergangenheit fiel, selbst ungeliebte Gewohnheiten abzustellen. Andererseits sind Neurowissenschaftler wie u.a. Gerald Hüther überzeugt, dass Menschen aufgrund der Beschaffenheit und Funktionsweise des Gehirns (Stichwort: Neuronale Plastizität) bis ins hohe Alter hin lernen und sich somit auch verändern können. Was stimmt nun?

Für uns ist die Klärung dieser Frage in Veränderungssituationen besonders für betroffene Führungskräfte wichtig. Von ihrem Denken, ihrer Haltung und ihrer Zuversicht, ob sich ihre Mitarbeiter an neue Anforderungen, Prozesse und auch bei
dramatischen Einschnitten im Unternehmen anpassen und verändern können, hängt sehr viel ab. Daher stellen wir unseren Auftraggebern diese Fragen auch häufig zu Beginn unserer Veränderungsbegleitung und bei Organisationsentwicklung: Was benötigen Mitarbeitende, um sich auf die Veränderungen einzulassen und was brauchen sie, um sich in gewünschter Weise zu verändern?

Einen sehr hilfreichen Ansatz bietet David Rock in seinem Buch „Brain at Work“ an, den er SCARF-Modell nennt. Nach David Rock ist unser Gehirn so angelegt, Gefährdungen beziehungsweise Bedrohungen durch negative Erlebnisse zu vermeiden und wann immer möglich, das eigene Belohnungssystem zu aktivieren. Die Befriedigung der 5 Grunddomänen: Status, Gewissheit, Autonomie, Verbundenheit und Fairness (jeweils die Anfangsbuchstaben der englischen Worte bilden das Akronym SCARF) sind mitentscheidend dafür, ob sich ein Mensch eher in einem vermeidenden, absichernden oder einem offenen, explorierenden
Zustand – der Belohnung verspricht – befindet. Die Rahmenbedingungen dafür können teilweise vom Mitarbeitenden selbst oder auch durch die Führungskraft positiv beeinflusst werden.

Zudem entwickeln Führungskräfte im Coaching oft selbst großartige Ideen, was eine konkrete Veränderung ihrer Mitarbeitenden unterstützen könnte. Dazu zählen neben einer sinnvollen Zielsetzung und Klarheit zu geforderten Veränderungsschritten auch ein kontinuierliches Feedback und verschiedene – im besten Falle auch emotionale – Lernangebote.

James Bon hat keine Zeit zu sterben

James Bon hat keine Zeit zu sterben

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Bon, James Bon. Und ich habe keine Zeit zu sterben, weil ich ab dem 01. Januar 2020 grob geschätzt überall auftauche, wo Geld seinen Besitzer wechselt. Aber nun erst einmal langsam:

Ab dem 01. Januar 2020 gilt ein neues Gesetz: Das Kassengesetz. Sein Ziel soll sein, dass Manipulationen an digitalen Daten verhindert werden. Lücken in Aufzeichnungen werden erkennbar gemacht, indem zu Beginn einer Aufzeichnung eine Transaktionsnummer vergeben wird. Die Protokollierung, die bei Dateneingabe beginnt, verhindert dann eine nachträgliche Manipulation der Daten.

Für die Praxis ergibt sich nun folgender beispielhaft angenommener Sachverhalt: Dr. No geht beim Bäcker ein Brötchen kaufen. Er reicht gleich das Geld über den Tresen, da er dort täglich sein Brötchen kauft und die Preise kennt. Die charmante Bäckereifachverkäuferin, Miss Moneypenny, vergisst über den netten Plausch mit Dr. No hinweg, den Betrag von 27 Cent in das Kassensystem einzugeben – und schon ist es passiert. Warenabgang und Zahlungseingang sind nicht ordnungsgemäß dokumentiert und können damit im Kassensystem nicht korrekt abgebildet werden. Doch was zieht die kleine Achtlosigkeit von Miss Moneypenny alles nach sich? Durch die Nichterfassung der Transaktion liegt eine Manipulation von Daten vor, die zu einer fehlerhaften Besteuerungsgrundlage für das Finanzamt führt. Natürlich könnte Miss Moneypenny auch im Nachhinein Daten eingeben, hat dann über den Plausch hinweg aber ganz vergessen, welches Brötchen Dr. No heute nochmal gewählt hatte und gibt eine kassenmäßig fehlerhafte Buchung ein, die die falsche Höhe des Buchungsbetrages aufweist.

Auf jeden Fall wäre Miss Moneypenny dieser Fehler nicht unterlaufen, wenn es schon vorher das Kassengesetz gegeben hätte. An dieser Stelle komme ich ins Spiel: Bei jedem Kauf müssen die Miss Moneypennys dieser Welt den Dr. Nos dieser Welt einen Bon, einen James Bon, ausgeben. Dies kann aber nur geschehen, wenn sie zuvor den zu zahlenden Betrag in das Kassensystem eingegeben haben. So einfach lässt sich so großer Schaden vermeiden. James Bon hat keine Zeit zu sterben. Und wo wir schon beim Ausgeben sind: Geschüttelt, nicht gerührt.

Sichere Organisationen benötigen mehr als Standards

Sichere Organisationen benötigen mehr als Standards

Trotz standardisierter Prozesse, einer Fülle an Pflichten und vielen technischen Maßnahmen kommt es immer wieder zu Vorfällen und Betriebsunterbrechungen mit hohem Schadenspotential in deutschen Unternehmen. Ursachen dafür sind u.a. Cyber-Angriffe, Informationsabflüsse, Feuer/Explosionen, Naturkatastrophen, aber auch rechtliche Veränderungen und neue Technologien im Wirtschaftsumfeld, (Allianz Risk Barometer 2019).

Was muss getan werden, um in einer Organisation ein hohes Maß an Verantwortung, Achtsamkeit und Sensibilität im Umgang mit Risiken zu erreichen?

Ein gut organisiertes und standardisiertes Sicherheitsmanagementsystem (wie z.B. für Informationssicherheit nach ISO 27001 oder für betriebliche Kontinuität nach ISO 22301) stellt eine notwendige Grundlage dar – behandelt allerdings auch nur kalkulative Muster, also den Umgang mit bekannten Umständen – und das in der Ausführung auch unterschiedlich professionell.

Um komplexen Fragestellungen und Umständen gerecht zu werden und diese für die Betroffenen und Beteiligten „erlebbar“ zu machen, sind andere Muster notwendig – diese Erfahrungen mussten insbesondere sog. HRO (High Reliable Organizations), also Hochverfügbarkeitsorganisationen wie z.B. Krankenhäuser, Kernkraftwerke oder die Luftfahrt, machen. Die daraus entstandenen pro-aktiven und wertschöpfenden Muster sind der entscheidende Baustein für eine risikoorientierte und achtsame Sicherheitskultur.

Dazu zählen eine Fülle an Handlungsfelder und Sicherheitsaspekten wie z.B. die Einstellung der Führungskräfte, Sicherheit als Unternehmenswert, Einstellung und Engagement, Systeme und Prozesse, Fehlerkultur, Kompetenzentwicklung und kontinuierliche Verbesserung sowie die Bedingungen für Sicherheit.

Wenn Sie neugierig darauf geworden sind, wie Sie einen weiteren Schritt in Richtung „gelebte“ Sicherheitskultur und achtsame Organisation gehen können, dann besuchen Sie eines unserer Seminare zu diesen Themen .

Spezialisten oder T-Shaped Professionals – Was ist das Erfolgsmodell für Rechtsanwälte und Steuerberater?

Spezialisten oder T-Shaped Professionals – Was ist das Erfolgsmodell für Rechtsanwälte und Steuerberater?

Spezialist oder breites Allround-Wissen? Eigentlich ist das eine ketzerische Frage: Selbstverständlich sollten sowohl Rechtsanwälte als auch Steuerberater eine extrem breite, fundierte Basis an Kompetenzen aufweisen, aber auf ihrem eigenen Gebiet unangefochtene Spezialisten sein. Eine T-förmige Wissensgrundlage, so wurde es lange als vorteilhaft für Karriere wie auch Kundschaft propagiert. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Und die haben Vorteile.

Im Januar 2010 titelte die Webseite Business-Wissen noch „Die Vorteile von Spezialist und Generalist vereint“ und verwies mit einem wortwörtlich blumigen Beispiel (es ging um Gärtner, Rosen und von Koi bewohnte Gartenteiche) darauf, dass ein Gartenexperte mit möglichst breit angelegter Wissensbasis und einem hervorragend ausgebauten Spezialgebiet doch das einzig Wahre sei.

Die Professionals würden als Mitarbeiter zunehmend an Bedeutung gewinnen. Heute sollten sie, geht man von dem damals gegebenen Lobpreis aus, nicht nur eine Selbstverständlichkeit sein, sondern zudem auch überaus beliebt.

Dem ist nicht so, stattdessen werden neue Karrieremodelle mit mehreren Spezialgebieten gefordert. Ob man das nun als Pi-Shaped, mittelalterlichen Säulengang oder (Stichwort Erweiterung – es muss sich nicht immer um das Bewusstsein drehen) als Pilzkarriere bezeichnet, ist eigentlich egal. Aber worum geht es da?

Spezialisierung ja, aber bitte nicht nur eine

Diesmal kein Businessmagazin online, sondern ein Karriereblog. Wir schreiben August 2018, und wieder geht es darum, wie eine Karriere auf Wissen aufgebaut wird. Bitte keine T-Shaped Professionals mehr, schreibt Autorin Svenja Hofert, sondern second skilling. sie versteht darunter, dass (nicht unbedingt geradlinig) ein zweites Fachgebiet aufgebaut wird.

Der T-Shaped Professional bildet also erst einmal die Grundlage. Am Anfang der Karriere stehen immer noch Generalisten, die alles Mögliche schon einmal gemacht haben, von allem ein bisschen Ahnung haben und auf einen unglaublich breiten Erfahrungsschatz zugreifen können.

Auf einem Gebiet sind sie Spezialisten, wahre Experten. Aber mit dieser Ausstattung findet man im digitalen Zeitalter mit seinen sich schnell ändernden beruflichen Anforderungen nicht immer einen Job. Der Frust, dass eine andere Spezialisierung, ein weiteres Fachgebiet oder Zusatzqualifikationen besser wären, wächst sich schnell zu einer Depression aus.

Als Karrierecoach kennt Frau Hofert sich damit aus, weiß auch, dass hinter ihrer Annahme profunde Kenntnisse der Psychologie stehen. Ihr Rat ist einfach: Es wird ein zweites Standbein aufgebaut. Diese zweite Karriere muss weder geradlinig verlaufen, noch muss sie so völlig fern von der ersten sein. Es darf also gerne ein wenig über den Tellerrand geschaut werden, in benachbarten Disziplinen Erfahrung gesammelt werden. Oder auf ganz anderen Gebieten, die aber doch irgendwie mit der ersten Karriere in Verbindung gebracht werden können.

Es geht Svenja Hofert nicht darum, dass der Journalist, der im Feuilleton bisher nur die Theaterrubrik bedient hat, nun auch den Fußballteil der Sportseiten schreiben soll. Oder nebenbei als Freiberufler für ein Hardrock-Magazin tätig werden muss.

Sie denkt an etwas Anderes: Es geht ihr um einen Link in eine andere Branche. Wenn sich der Journalist dann beispielsweise mit Pädagogik befasst, erweitert das sein mögliches Tätigkeitsfeld weg vom Journalismus und hin zu Theater oder zu Schreibschule. Was erst einmal wie ein interessantes Hobby, ein Steckenpferd anfängt, ist letzten Endes auch die Möglichkeit, eine neue Karriere aufzubauen, sich in der bisherigen Karriere besonders zu profilieren oder schlicht die Flucht zu ergreifen. Alles ist möglich.

Durch die Exitoption wird aber wiederum mehr Zufriedenheit im Beruf generiert: Wer nicht bleibt, weil er muss, sondern weil er es kann, tut es ohnehin lieber. Frau Hofert gibt den Rat zum pilzförmigen, Pi-shaped oder m-förmigen (es muss nicht bei zwei Spezialgebieten bleiben) Karriereprofil immer noch als Karrierecoach mit psychologischem Know-How.

Steuerberater und Rechtsanwälte sind die Spezialisten bei Professional Services

Gerade bei diesen beiden Berufsgruppen ist es besonders auffällig: Sie kennen sich insbesondere mit einem speziellen Fall, einem einzigen Paragraphen oder gar einem einzelnen Abschnitt eines Paragraphen (Keine Übertreibung!) besonders gut aus, verfügen ansonsten aber eher über eine sehr breite Wissensbasis in ihrem Feld, die keine weitere Spezialisierung zulässt.

Das ist dann sinnvoll, wenn sich viele solche Spezialisten mit Spezialisten, die an ihr eigenes Gebiet direkt anschließen, in einer Kanzlei zusammenfinden. Denn dann können sie ihrem Kundenstamm gute Dienste leisten, profitieren voneinander und können im Miteinander auch mal über den eigenen Tellerrand schauen. Ob sie dabei glücklich werden, ist eine andere Frage. Voraussetzung ist natürlich, dass man sich in der Kanzlei gut versteht und sich nicht jeweils das Kissen auf dem Stuhl neidet.

Was wäre aber nun, wenn der Anwalt sich nicht nur auf Scheidungsrecht spezialisiert hat, sondern sich in Sachen Steuerrecht weitergebildet hat? Es gibt durchaus Schnittstellen zwischen den beiden Bereichen. Ähnlich sieht es im Bereich Steuerberatung aus: Wer Unternehmen in Deutschland steuerrechtlich berät, muss schon viel Wissen und Können mitbringen.

Nun entsenden Unternehmen aber auch Mitarbeiter/-innen ins Ausland, und zwar über Zeiträume von zwei bis sechs Jahren und sogar außerhalb Europas. Mitsamt deren Familien und den ebenfalls berufstätigen Lebenspartnern und -partnerinnen, die dann im Ausland steuerpflichtig sind. Oder vielleicht auch nicht, denn möglicherweise bleiben die Partner/-innen gerade aufgrund der beruflichen Situation in Deutschland … Nicht überall auf der Welt werden Ehepaare gemeinsam veranlagt. In der Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Unternehmen ergeben sich also durch das doppelte Profil (Pi-Shaped Professional) ganz neue Möglichkeiten, die der genannte Steuerberater zuvor nicht hatte.

Sinn und Unsinn liegen oft nah beieinander

Spezialistentum ist nützlich und gut, steht sich aber oft selbst im Weg. Denn nicht umsonst spricht man bei den wahren Experten oft vom Fachidioten. Wir vertreten eher die Meinung, dass Professional Services auf einer breiten Basis von Wissen und Können sowie viel Expertise ruhen sollten. Und damit es auch wirklich professionell wird, gehört das ein oder andere Fachgebiet dazu. Ob man das nun als T-förmiges, Pi-förmiges oder pilzförmiges Profil bezeichnen sollte, ist letzten Endes egal: Solange kein Spargel dabei herauskommt, ist alles in Ordnung.